Acetyl-L-Carnitine in der Perioden-Recovery
- svealorenz
- Sep 11
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Updated: 6 days ago
In diesem Beitrag geht es speziell um Acetyl-L-Carnitin, eines der Nahrungsergänzungsmittel, für das es in kontrollierten klinischen Studien Beweise für die Wirksamkeit bei der Wiedererlangung der ausbleibenden Menstruation gibt.Â

Danke an Addie für ihre Hilfe bei der Recherche!
Hier ist ein Inhaltsverzeichnis für diesen Beitrag, weil er sehr lang geworden ist!!
Wissenschaftliche Studien zur Einnahme von ALC, um die HA-Recovery zu unterstützen:Â
Nebenwirkungen
ALC und orale Medikamente zur Ovulationsinduktion (z. B. Clomifen, Femara)
Verursacht ALC einen Gewichtsverlust, der sich möglicherweise nachteilig auf die Erholung der hypothalamischen Amenorrhö auswirkt?
ALC und Schwangerschaft
Acetyl-L-Carnitin, auch bekannt als L-Acetylcarnitin, ALC oder ALCAR. Es ist ein Derivat der Aminosäure L-Carnitin (auch bekannt als Levocarnitin). L-Carnitin fungiert als Empfänger einer Acetylgruppe in einer Reaktion, die Coenzym A (CoA) freisetzt. CoA wird im Citratzyklus zur Erzeugung von Energie (ATP) in den Mitochondrien benötigt. ALC wird auf natürliche Weise ständig in unserem Körper hergestellt und durchquert die Blut-Hirn-Schranke. Dadurch kann es die Hormone, die Chemie und die Funktion des Gehirns beeinflussen. Es wurden Studien durchgeführt, in denen die Wirksamkeit von ALC bei einer Reihe von Indikationen untersucht wurde, die von diabetischer Neuropathie bis zur Alzheimer-Krankheit reichen.
Chemische Struktur von Acetyl-L-Carnitin
Es gibt nicht viele Informationen über den Mechanismus, der beim Einfluss von ALC auf die erwähnten Krankheitsbilder, von zentrale Bedeutung ist. Jedoch gibt es Studien, die zeigen, dass ALC verschiedene Transporterproteine und Transkriptionsfaktoren hochreguliert, die eine Rolle im Wirkmechanismus spielen könnten. Eine interessante Studie an Ratten hat gezeigt, dass ALC die Dopaminfreisetzung anregt, was eine Rolle bei der Recovery von HA und der Wiedererlangung der natürlichen Periode spielen könnte.
ALC und Hypothalamische Amenorrhö
In unserem Buch "Keine Periode - was jetzt?“ im Kapitel "Immer noch keine Periode?" haben wir u.a. ALC als Supplement, das bei der Recovery helfen kann, aufgeführt. In diesem Beitrag werden wir noch genauer auf die beiden Studien zu HA im Hinblick auf die Wirkung von ALC im weiblichen Körper eingehen. Außerdem werden wir die Ergebnisse einer dritten Studie besprechen, in welcher der Einfluss von ALC auf die neuroendokrine (Sekretion von Hormonen aus dem Nervengewebe) Regulierung der Hypothalamusfunktionen bei hypothalamischer Amenorrhoe untersucht wurde.
Bevor wir die Studienergebnisse jetzt genauer betrachten, ist uns wichtig zu erwähnen, dass alle drei Studien von derselben Forschungsgruppe durchgeführt wurden. Das heißt, dies stellt keine unabhängige Validierung der Wirksamkeit von ALC dar.
Studie #1
Studie Nummer #1 wurde 1991 an 20 Frauen durchgeführt, die keine Periode hatten. Die Kriterien für die Teilnahme waren:
Amenorrhö seit mind. 6 Monaten und keine Schwangerschaft
ansonsten normale (körperliche) Entwicklung
keine Anzeichen einer Stoffwechselerkrankung
stabiles Gewicht in den letzten 12 Monaten (die Probandinnen lagen 5-9 % unter dem "Idealgewicht")
normale Nebennieren- und Schilddrüsenhormone
Die Teilnehmenden wurden in zwei Gruppen aufgeteilt - 10 Probandinnen mit einem LH-Wert von weniger als 3 IE/ml (durchschnittlich 0,9 +/- 0,1) und 10 mit einem LH-Wert von mehr als 3 IE/ml (durchschnittlich 7,1 +/- 1,5). Leider gab es keine Kontrollgruppe. Aber vermutlich kann angenommen werden, dass jede Person ihre eigene Kontrollgruppe ist, da bei einer Amenorrhö von über 6 Monaten die Wahrscheinlichkeit, dass der natürliche Zyklus ohne Änderung der Gewohnheiten wiederkehrt, sehr gering ist.
Im Rahmen der Studie wurden einige ziemlich coole endokrine Tests durchgeführt:
Die GnRH-Pulsatilität (ein Hormon welches vom Hypothalamus freigesetzt wird, wie in KPWJ beschrieben) wurde zu Beginn der Studie und nach Einnahme von 2 g/Tag ALC über sechs Monaten hinweg untersucht;
ein GnRH-Test durchgeführt, um die Reaktion von LH und FSH auf GnRH zu untersuchen
und mit einem TRH-Test die Reaktion von TSH (Thyreotropin-Releasing-Hormon) getestet. Frauen, die ihre Periode bekamen, wurden an Zyklustag (ZT) 8-10 untersucht.
In dieser Studie menstruierten 6 der 10 Frauen in der Gruppe mit niedrigem LH-Wert, nachdem sie zwischen 3 und 6 Monaten ALC eingenommen hatten, und 4 der 10 Frauen mit normalem LH-Wert. Der LH-Spiegel in der ersten Gruppe stieg von durchschnittlich 0,9 auf 3,5 IE/ml an. Die LH-Werte in der zweiten Gruppe stiegen ebenfalls etwas an, aber um wie viel genau wurde in den Studienergebnissen nicht angegeben, da es statistisch nicht signifikant war.
Von großem Interesse ist, dass in der Gruppe mit niedrigem LH-Spiegel die LH-Reaktion auf den GnRH-Test nach sechsmonatiger ALC-Behandlung um das Dreifache höher war. Und die bei jedem Impuls ausgeschüttete LH-Menge war mehr als viermal so hoch. In der Gruppe mit hohem LH-Gehalt war die LH-Reatkion auf den GnRH-Test zwar etwas höher, aber statistisch nicht signifikant.
Dies ist ein äußerst vielversprechendes Ergebnis, denn ALC scheint der hormonell zugrundliegende Ursache der hypothalamischen Amenorrhö entgegenzuwirken – nämlich unzureichend ausgesendeten GnRH-Impulse vom Hypothalamus. Nach sechsmonatiger Behandlung wiesen die Patientinnen mit niedrigem LH-Wert ein viel normaleres Hormonprofil auf, und 6/10 hatten wieder ihre Menstruationszyklen.
Es gibt einige Einwände gegen diese Studie. Beispielsweise wird die Ernährung und das Bewegungsverhalten nicht dokumentiert. Außerdem wird nicht erwähnt, ob sich das Körpergewicht der Probandinnen über den Studienzeitraum hinweg verändert hat oder ob es Veränderungen psychologische Natur gab... im Grunde wurden keine anderen Faktoren untersucht, die möglicherweise die erhöhte hormonelle Reaktion unabhängig von ALC verursachen könnten. Da ALC jedoch eine Substanz ist, die unser Körper auf natürliche Weise herstellt, und da es keine unerwünschten Nebenwirkungen von ALC zu geben scheint, fühle ich mich wohl dabei, es als Nahrungsergänzungsmittel während der Recovery zu empfehlen.
(Wichtiger Hinweis: ALC kann mit einigen anderen Medikamenten in Wechselwirkung treten. Kläre eine Einnahme daheru auf jeden Fall lieber noch einmal ärztlich ab).
Studie #2
Wie bereits erwähnt, wurde die zweite Studie 2011 von der gleichen Gruppe durchgeführt, allerdings mit einigen Verbesserungen (IMHO). Zunächst wird berichtet, dass die Frauen gebeten wurden, während der Studie keine Änderungen in ihrer Lebensweise vorzunehmen. Es kann zwar nicht garantiert werden, dass diese Aufforderung befolgt wurde, aber zumindest wurde ein Versuch unternommen. Zweitens waren die Teilnahmebedingungen spezifischer. Zusätzlich zu den Kriterien der ersten Studie wurden nun folgende Punkte ergänzt:
Mindest-BMI von 19 (ausschließlich die stressbedingte Amenorrhoe sollte untersucht werden) sowie
keine Anzeichen von Hyperandrogenismus oder polyzystischen Eierstöcken als Teilnahmevoraussetzung.
Angabe, ob innerhalb der letzten 6-12 Monate eine Gewichtsabnahme stattgefunden hat. (Das würde eine ausschließlich stressbedingte Amenorrhö ausschließen.)
Befragung der Probandinnen über emotional belastenden Ereignissen vor Beginn des Ausbleibens der Periode.
Die Probandinnen wurden ähnlich wie in der ersten Studie nach dem LH-Spiegel eingeteilt, wobei diesmal 16 Patientinnen in der Gruppe mit niedrigem LH-Spiegel und 8 in der Gruppe mit hohem LH-Spiegel waren. Ein weiterer Unterschied zu Studie #1 besteht darin, dass die Frauen Studie #2 nur 1 g ALC pro Tag über 16 Wochen hinweg einnahmen und nicht 2 g für 6 Monate.
Folgende Hormonwerte wurden in Studie #2 untersucht:
LH- Pulsatilität
Reaktion auf Naloxon
Naloxone ist ein Medikament, das die Bindung natürlicher Moleküle wie B-Endorphine an Opioidrezeptoren verhindert und so die Aktivierung der Rezeptoren blockiert. Das führt wiederum zu einer erhöhten GnRH-Sekretion und einem daraus resultierenden Anstieg von LH.
Vor und nach der Behandlung wurde eine Reihe weiterer Hormone gemessen: LH, FSH, PRL, Östradiol (E2), Androstendion (A), 17-Hydroxyprogesteron (17OHP), TSH, freies T3 (fT3), freies T4 (fT4), Insulin, C-Peptid, Cortisol und Testosteron (T).
Das Gesamtergebnis war, dass 10/16 der Probanden mit niedrigem LH-Wert mindestens eine Periode während der 16-wöchigen Behandlungsphase hatten, und 3/8 der Probanden mit normalem LH-Wert.Â
Bei Wiedererlangung der Periode wurde der BMI angegeben. In diesen Fällen stieg der durchschnittliche BMI tatsächlich an - um 0,8 BMI-Einheiten in der Gruppe mit niedrigem LH und um 0,3 Einheiten in der Gruppe mit normalem LH. Dies ist statistisch zwar nicht signifikant, könnte aber die Studienergebnisse in gewissem Maße verfälschen. Der LH-Anstieg könnte nämlich auch auf die zusätzliche Energiezufuhr zurückzuführen sein (d. h. ALC ohne Gewichtszunahme ist möglicherweise nicht so wirksam).
Die Ergebnisse der hormonellen Untersuchungen waren wieder äußerst interessant. Wie in der vorangegangenen Studie stieg der LH-Wert in der Gruppe mit niedrigem LH signifikant an, und zwar von 1,4+/-0,3 IE/ml auf 3,1+/-0,4 IE/ml nach der Behandlung. In der Gruppe mit normalem LH-Wert stieg der Hormonwert ebenfalls deutlich (auch wenn nicht statistisch signifikant) an: durchschnittlich von 4,2 auf 5,9 IE/ml. Desweiteren steigerte der Östrogenspiegel sich (ähnlich wie in der ersten Studie) im Mittel von 29,9 auf 40,8 pg/ml in der Gruppe mit niedrigem LH und von 37,4 auf 52 pg/ml in der Gruppe mit normalem LH.
Die Reaktion auf den Naloxontest war sehr überraschend. Keine der beiden Gruppen reagierte auf Naloxon, wenn es vor der Verabreichung von ALC verabreicht wurde. Die Gruppe mit dem niedrigen LH-Spiegel reagierte jedoch nach 16 Wochen mit einem Anstieg des LH-Spiegels (normale Reaktion) (mit einem dreifach höheren maximalen LH-Puls und einem insgesamt 8-fachen Anstieg der ausgeschütteten LH-Menge) sehr gut. Die Gruppe mit normalem LH zeigte zu keinem der beiden Zeitpunkte eine Reaktion, was auf eine andere neurochemische Ursache für ihre hypothalamische Amenorrhö hindeutet.
Die spannendste Frage für uns, ob die Periode wiedererlangt wurde, bleibt in dieser Studie leider zu großen Teilen ungeklärt. Wir erfahren nur, dass 10/16 Frauen in der Gruppe mit niedrigem LH und 3/8 in der Gruppe mit normalem LH während des Studienzeitraumes mindestens eine Periode hatten. Eine Tabelle mit Informationen über die einzelnen Probandinnen, um z.B. zu erfahren, WANN während der 16 Wochen ihre Periode einsetzte und, ob sie sich wiederholte oder ein einmaliges Ereignis war, hätten wir interessant gefunden...
Studie #3
Bei der dritten Studie wurden 27 Frauen mit folgenden Kriterien rekrutiert:
Mindest-BMI von 19
mind. 6 Monate keine Periode
keine starken Veränderungen des Körpergewichts im letzten halben Jahr
viele stressige Ereignisse in der letzten Zeit
kein exzessives Treiben von Sport
Erneut wurden die Probandinnen in eine Gruppe mit niedrigem und eine mit normalem LH-Spiegel eingeteilt. Bei dieser Studie nahmen sie 250 mg ALC und 500 mg L-Carnitin pro Tag ein. Auch hier stieg der LH-Spiegel an, vor allem in der Gruppe mit niedrigem LH-Spiegel. Die neuen Erkenntnisse dieser Studie waren, dass die Cortisol- und Amylasewerte bei Frauen mit niedrigem LH-Spiegel gesunken waren. Das kann dazu beitragen, dass die Unterdrückung des Hypothalamus beendet wird. Darüber hinaus stieg das Verhältnis von 17-OH-Progesteron (17-Hydroxy-Progesteron) zu Cortisol an, was den Autoren zufolge auf eine Verringerung der stressbedingten Nebennierenaktivität hindeutet.
Die drei Studien zusammengenommen sprechen in vielerlei Hinsicht für die Einnahme von ALC während der Recovery, trotzdem wäre es sehr wünschenswert, wenn die Studienergebnisse von einer anderen Forschungsgruppe belegt werden.
Nebenwirkungen
Mit der Einnahme von ALC können folgende Nebenwirkungen einhergehen: "Vorübergehende Übelkeit, Erbrechen, Unterleibskrämpfe, Durchfall, Körpergeruch“ (interessant!!). Ein Mitglied der Supportgruppe erwähnte, dass ALC bei ihr einen starken Juckreiz verursachte! Wichtig zu wissen ist unserer Meinung nach, dass Levocarnitin sowohl bei Personen mit als auch ohne vorbestehende Anfallsleiden Krampfanfälle auslösen kann. Die Studienlage dazu scheint allerdings widersprüchlich. Diese Übersichtsarbeit fand in der medizinischen Literatur beispielsweise keine Hinweise auf ALC-induzierte Krampfanfälle. Patienten, die hohe Dosen von Levocarnitin einnehmen, berichteten zudem über Kopfschmerzen, Schwindel und vorübergehende Sehstörungen. (Das gilt für L-Carnitin, nicht für ALC.)
Acetyl-L-Carnitin und Medikamente zur Ovulationsinduktion
In unserer Supportgruppe kam die Frage auf, ob man ALC gleichzeitig mit oralen Ovulationsinduktionsmedikamenten wie Clomifen oder Femara (Wirkstoff: Letrozol) einnehmen kann oder sollte. Dies ist eher ein theoretisches Thema. Es gibt einige Studien, die das Ansprechen bei Frauen mit PCOS und eine bei Frauen mit ungeklärter Unfruchtbarkeit untersuchten - beides hat nicht unbedingt etwas mit Frauen zu tun, die an einer hypothalamischen Amenorrhoe leiden oder davon genesen sind.
Die erste Studie untersuchte ALC und Clomifen bei Frauen mit PCOS, die nicht auf Clomifen allein ansprachen. Die Ergebnisse waren wirklich bemerkenswert: 64 % der Frauen, die ALC+Clomifen einnahmen, hatten einen Eisprung, gegenüber 17 % der Frauen, die nur Clomifen einnahmen, und die Zahl der reifen Follikel lag bei durchschnittlich 2,2 in der ALC+C-Gruppe gegenüber 0,16 in der Clomifen-Gruppe. Unter Einnahme von ALC wurden weniger Tage für die Follikelreifung benötigt und die Gebärmutterschleimhaut war um mehr als 3 mm dicker (das ist enorm, vor allem, wenn man bedenkt, dass Clomifen oft dazu führt, dass die Schleimhaut verdünnt). Auch der Progesteronspiegel in der Lutealphase war um 30 % höher, und die Schwangerschaftsrate betrug 49 % bei ALC+Clomifen gegenüber 1 % bei Clomifen allein. Alle diese Unterschiede sind statistisch signifikant. Sehr interessant!
Im Hinblick auf HA müssen wir unsere Begeisterung ein wenig zügeln, denn die Mechanismen sind eindeutig anders als bei PCOS - aber die Studienergebnisse deuten auf jeden Fall nicht darauf hin, dass es schädlich ist, ALC weiterhin zusammen mit Clomifen einzunehmen (und es gibt auch keinen Grund, es nicht zusammen mit Femara einzunehmen, die Mechanismen von Clomifen und Femara sind unterschiedlich, aber keiner von beiden sollte etwas mit ALC zu tun haben).
Eine weitere Studie zu Acetyl-L-Cystein (eine andere Aminosäure, aber immernoch ein Acetylgruppenspender) und Clomifen bei PCOS konnte ähnliche Verbesserungen der Ovulationsrate, aber keinen auffälligen Unterschieden bei den anderen gemessenen Ergebnissen, erzielen. In noch einer weiteren Studie wurden bei Frauen mit PCOS, die Acetyl-L-Cystein + Clomifen + Letrozol im Vergleich zu Clomifen + Letrozol allein einnahmen, keine Unterschiede bei den fruchtbarkeitsrelevanten Parametern festgestellt. Es wurde allerdings auch über mind. 4 Tage lang FSH injiziert, was unserer Meinung nach die Wirkung des Cysteins aufheben könnte.
In einer anderen Studie wurden Acetyl-L-Cystein und Clomifen bei Frauen mit ungeklärter Unfruchtbarkeit untersucht. Die Studiengruppen (ALC + Clomifen und Clomifen allein) umfassten jeweils etwa 400 Frauen, also eine Studie mit einer sehr vernünftigen Teilnehmendenzahl. Es wurde kein Unterschied bei den Ovulationsparametern oder den Schwangerschaftsraten festgestellt.
Insgesamt scheint die Einnahme von ALC zusammen mit Clomifen oder Femara keinen Nachteil, sondern sogar einen Vorteil zu haben. Doch natürlich gibt es keinerlei Beweise dafür, dass ALC die Wirkung der Ovulationsinduktionsmedikamente unterstützt, wenn keine Änderungen des Lebensstils vorgenommen werden (mehr essen, weniger Sport treiben, Stress abbauen), wie wir in unserem Buch “Keine Periode - was jetzt?“ detailliert beschreiben - also kein Schummeln bei der Genesung hier 😉​.
Verursacht ALC einen Gewichtsverlust, der sich möglicherweise nachteilig auf die Perioden-Recovery auswirkt?
Auf verschiedensten Internetseiten wird ALC als Mittel zur Gewichtsabnahme angepriesen, was natürlich kein erwünschter Effekt ist, wenn man versucht, seine ausbleibende Periode wiederzuerlangen. Tatsächlich konnten wir aber keine wissenschaftlichen Studien finden, die die Verwendung von ALC zur Gewichtsabnahme unterstützen. Daher schauten wir uns an, wie die Webseiten begründen, dass ALC zur Fettverbrennung beisteuert. Es wird oft geschrieben, dass ALC bei der Fettverbrennung hilft, weil es am Citratzyklus in den Mitochondrien beteiligt ist und der Citratzyklus Energie aus Fettsäuren gewinnt. Auch diesbezüglich gibt es in der wissenschaftlichen Literatur nicht viel. In einem Artikel wurde kein Unterschied zwischen den Stoffwechselparametern von Studienteilnehmern, die L-Carnitin einnahmen, und den Kontrollpersonen festgestellt (das ist nicht genau das Gleiche wie Acetyl-L-Carnitin, aber wird im Körper in ähnlicher Weise verwendet, es gibt nur keine zusätzliche Acetylgruppe im L-Carnitin). Die einzige Möglichkeit, wie ALC zu einer Gewichtsabnahme führen kann, ist, dass nicht genug davon vorhanden ist, um alle Fette und Fettsäuren, die der Körper benötigt, vollständig zu verstoffwechseln. Dies scheint nicht der Fall zu sein. In der zweiten oben beschriebenen Studie stieg der durchschnittliche BMI der Teilnehmerinnen leicht an. Auch die Frauen in der Supportgruppe, die ALC eingenommen haben, nahmen dadurch kein Gewicht ab. Daher gibt dieser Aspekt vermutlich keinen Anlass zur Sorge.
ALC und Schwangerschaft
Bei der Einnahme von ALC zur Recovery der Periode besteht die Möglichkeit einer Schwangerschaft - entweder vor der ersten Periode, wenn du vor/ während des ersten Eisprungs Geschlechtsverkehr hast, oder während eines nachfolgenden Zyklus. In diesem Fall wird empfohlen, die Einnahme von ALC abzubrechen, da es keine Studien über die Auswirkungen von ALC während der Schwangerschaft gibt. Da ALC von unserem eigenen Körper synthetisiert wird, ist es aber wahrscheinlich nicht schädlich und sicherlich nicht besorgniserregend, wenn du es einnimmst, bevor du weißt, dass du schwanger bist. Genau das gleiche gilt für die Einnahme in den ersten Schwangerschaftswochen. Aber die langfristigen Auswirkungen sind unbekannt. Daher sollte es nicht während der Schwangerschaft eingenommen werden sofern es keinen triftigen Grund dafür gibt.
Da noch nicht bekannt ist, ob Levocarnitin in die Muttermilch abgegeben wird, ist die Einnahme von ALC auch während der Stillzeit wahrscheinlich auch nicht ideal.

Zusammenfassung
Acetyl-L-Carnitin scheint zu einem Anstieg und einer Abnahme der Hormone zu führen, wie sie für die Wiedererlangung der aufgrund der hypothalamischen Amenorrhoe ausbleibenden Periode notwendig sind (z. B. GnRH, LH, Östradiol, Cortisol...). Wir denken daher, dass ALC eine sehr sinnvolle Nahrungsergänzung während der Recovery sein kann. Dabei ist wichtig, dass keine anderen Medikamente, die Wechselwirkungen verursachen können, eingenommen werden (kläre dies bitte ärztlich ab).
Bei der Einnahme von oralen Medikamenten zur Ovulationsinduktion wie Clomifen oder Femara scheint es einen zusätzlichen Nutzen zu geben; zumindest gibt es keine Hinweise darauf, dass es einen Eisprung verhindert, der sonst stattgefunden hätte.
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ALC sollte bei einer Schwangerschaft aufgrund mangelnder Studienlage sicherheitshalber abgesetzt werden und erst nach der Stillzeit wieder eingenommen werden, weil die Wahrscheinlichkeit besteht, dass es über die Muttermilch an das Baby abgegeben wird.
Wir hoffen, das war hilfreich!
Wenn dir der Beitrag gefallen hat, folge uns gerne auf @keine.periode, empfehle uns weiter oder tritt unser Supportgruppe bei. 🙂 Du kannst auch direkt mit mir zusammenarbeiten, um einen Plan für die Recovery und eine eventuell gewünschte Schwangerschaft zu erstellen und beispielsweise herauszufinden, ob ALC geeignet für dich ist. Schreibe uns dafür einfach an keine.periode@web.de .
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PS: Solltest du neue Studienergebnisse zur Einnahme von ALC finden, mache uns gerne darauf aufmerksam, damit wir diesen Beitrag aktuell halten können.